Fachtagung am 20. und 21. Januar 2026 in Lüneburg

Aufsuchen statt aufgeben!
Mit »Kultur macht stark!«-Projekten Kinder und Jugendliche abseits der Zentren erreichen
Eine Tagung vom »Zur Bühne«-Team des Deutschen Bühnenvereins in Kooperation mit dem Theater Lüneburg

Beitragsbild: Violaine Kozycki

Über die Tagung

Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zeigt beängstigend, dass immer mehr Menschen rechtsextrem denken und rechtsextreme Ideologien unterstützen. Den größten Zulauf haben rechtsextreme Gruppierungen in ländlichen Gegenden und dezentralen Stadtteilen, in denen sich die Menschen mit ihren Bedürfnissen von Politik und Behörden im Stich gelassen fühlen. Rechtsextreme nutzen hier den Mangel an (Freizeit-)Angeboten gezielt aus, um über Konzerte, Sportangebote oder gemeinschaftsstiftende Veranstaltungen ihre Ideologien zu verbreiten.

Theater-, musik- oder tanzpädagogische Projekte setzen selbstreflektierende Prozesse in Gang und arbeiten mit demokratiefördernden Methoden und können damit wirkliche Alternativen zu Angeboten von Rechtsextremisten sein. Kann ein Rausgehen aus der Kulturinstitution mit Projekten der kulturellen Bildung und ein bewusstes Aufsuchen von Orten außerhalb der urbanen Zentren, in denen (Freizeit)Angebote fehlen, ein präventiver Weg sein, Kindern und jungen Menschen neue Denkweisen aufzuzeigen? Wir glauben daran!

Aber kann ich in meinen „Kultur macht stark“-Projekten Safe Spaces garantieren? Wie steht es um meine eigene Sicherheit, wenn ich öffentlich andere Werte vertrete als viele Menschen im aufgesuchten Sozialraum? Wie kann ich reagieren, wenn ich persönlich angegangen werde oder es in meinem Projekt diskriminierende Vorfälle innerhalb der Teilnehmendenschaft gibt? Welche Partner und Strukturen braucht es, um nachhaltig in Sozialräumen außerhalb meines Theaters oder Konzertsaals arbeiten zu können? All diesen Fragen nähern wir uns gemeinsam in dieser Fachtagung auf der Suche nach Antworten und dem Wunsch nach mehr Selbstermächtigung.

Zielgruppe der Fachtagung sind theater-, musik- oder tanzpädagogische Fachkräfte von Theatern und Orchestern. Die Veranstaltung findet statt im Rahmen von "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung" - einem Förderprogramm des Ministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Tagungsprogramm
Dienstag, 20. Januar 2026

13:00 – 13:30 Ankommen

13:30 Begrüßung und Vorstellung des Tagungsprogramms

13:40 – 14:00 Projektvorstellung »Die Fabelhaften« - ein »Zur Bühne« Spielzeitprojekt des Theaters Lüneburg im ländlichen Raum

14:00 - 16:30 Struktur – Bündnispartner - Haltung!

Die drei Säulen für (gelungene) Outreach-Projekte auf dem Prüfstand. Im Gespräch über weitere »Kultur macht stark«-Projekte und deren Wirkungen in dezentrale Räume hinein werden wir gemeinsam herausarbeiten, was Gelingensbedingungen für nachhaltige Projektarbeit sind.

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 19:00 Impulsvortrag und Dialog »Einmal rechtsextreme Szene und retour…«  | Dr. Stefan Tepper | Landespräventionsrat

In dem Vortrag wird beleuchtet, welche individuellen Motivlagen von Menschen als Begründungszusammenhänge herangezogen werden, um Hinwendungen zu rechtsextremen Kontexten zu erklären bzw. zu legitimieren. Zudem wird ein Fokus darauf gelegt werden, wie pädagogisch adäquat auf Hinwendungsprozesse reagiert und wie Abwendungsprozesse von rechtsextremen Kontexten grundsätzlich unterstützt werden können.

Ca. 19:30 im Anschluss gemeinsames Abendessen (Selbstzahler)

Mittwoch, 21. Januar 2026

09:00 – 09:45 Impulsvortrag und Dialog »Umgang mit demokratiefeindlichen Äußerungen in der Vermittlungsarbeit der Gedenkstätte Bergen-Belsen: Erfahrungen und Strategien « Charlotte Trottier | Gedenkstätte Bergen-Belsen

10:00 – 15:00 Workshop A: »Haltung zeigen - Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Herausforderung für die Arbeit mit jungen Menschen« mit Kristin Harney | Projektleitung Mobile Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus für Demokratie

In diesem Workshop werden Handlungsoptionen im Umgang mit Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit durch junge Menschen erarbeitet. Beginnend mit einem Austausch der Teilnehmenden zu Erlebnissen aus der direkten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und entlang deren Erfahrungen werden Handlungsspielräume erarbeitet. Dabei geht es sowohl um Kommunikationsstrategien wie auch darum, wie eigene Grenzen erkannt und gesetzt werden können. Zudem soll in den Blick genommen werden, welche internen strukturellen Maßnahmen die Handlungsfähigkeit unterstützen können.

Darüber hinaus werden die Ansprechstrukturen im Umfeld der Theater und Orchester betrachtet. Gibt es an den vertretenen Häusern Ansprechpechpersonen, die betroffene Mitarbeitende beraten könnten? Wie wurden diese installiert? Welche Strukturen gibt es auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, die eine beratende oder unterstützende Funktion einnehmen könnten?

10:00 – 15:00 Workshop B: »Handlungstraining zum Umgang mit diskriminierenden Äußerungen« mit Prediba Arackal | politisch-historische Bildnerin

Angesichts der aktuellen Herausforderungen durch eine erstarkende extreme Rechte und einer Zunahme von rassistischer, diskriminierender und weiterer rechtsmotivierter Gewalt, gilt es Betroffene zu unterstützen und zu stärken sowie Handlungsansätze zum Umgang mit Diskriminierung zu erarbeiten. In diesem Workshop beschäftigen wir uns damit, diskriminierende, rassistische und rechtsextreme Aussagen zu reflektieren, zu erkennen und auf diese zu reagieren. In Übungen werden verschiedene Handlungsansätze ausprobiert und reflektiert.

Hinweis: In den Workshops werden diskriminierende Inhalte reproduziert, um die zugrunde liegenden Muster und Strukturen sichtbar zu machen und darauf aufbauend Ansätze zu entwickeln, Diskriminierung entgegenzuwirken.

15:00 – 15:20 Kaffeepause

15:20 – 16:00 Abschluss der Veranstaltung

Feedbackrunde und Vorstellung der Ergebnisse

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